SARAJEVO - Würdiger Abschluss und Höhepunkt
Eine Reise zwischen religiösen, politischen und kulturellen Welten
"Metapher der Welt"
"Der Abschluss war zweifellos der Höhepunkt der Reihe!" Einstimmig teilten diese Ansicht von Dr. Heidi Zikulnig die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Reise nach Sarajevo, die sich als eine Reise entlang von Grenzen und hinein in vermeintlich oder "starr und stur" getrennte Welten erwies. Harald Baloch verstand es hervorragend, sein umfassendes Wissen in packender Weise zu vermitteln, so dass man als Reisende/r das Gefühl bekommen konnte, selbst Teil dieses Sarajevo zu sein.
Für Dževad Karahasan war die bergumsäumte Hauptstadt Bosniens ehedem so etwas wie eine „Metapher der Welt" („Tagebuch der Ausiedlung"). Die Welt, ein Leben in Pluralität. Sarajevo - Ort und Idee der Integration von Orient und Okzident, wo Türkisches, Österreichisch-Ungarisches und Jugoslawisches, Islamisches, Katholisches, Orthodoxes, Jüdisches, Konservatives, Nationales und Kommunistisches gemeinsam Platz hatten. Trotz der brutalen ethnischen Konflikte, Vertreibungen und Massenmorde im jüngsten Balkankrieg trägt Sarajevo immer noch die Spuren und den Alltag eines toleranten religiösen und kulturellen Miteinander.
Davon sollte man sich, so die Absicht der Veranstalter (Fachabteilung Europa und Außenbeziehungen der Stmk. Landesregierung gemeinsam mit Akademie Graz und Karl Franzens Universität) während einer mehrmonatigen Veranstaltungsreihe überzeugen können. Nun, in der "Metapher der Welt" selbst konnten rund 40 Teilnehmerinnen aus der Steiermark hautnah diese Grenzen aufspüren.
Großen Eindruck hinterließ der aus Österreich stammende Hohe UN-Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Valentin Inzko, mit seinem profunden Wissen über die Mechanismen der Macht am Balkan. Inzko ist als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina die höchste politische Instanz im Lande, er hat die Macht, höchste Politiker abzusetzen. Sein Vortrag ließ erahnen, wie schwierig der Prozess der Überwindung der Grenzen ist, ob sie lediglich vermeintliche Grenzzäune sind oder tatsächliche Barrieren, die es noch zu überwinden gilt. Die ethnischen Spannungen, vor allem aber deren reale Umsetzung in die Tagespolitik mit ihren aus der Außensicht unnötigen Parallelstrukturen, seien das größte Hindernis für Bosnien und Herzegowina auf dem Weg zu einem effizienten Staat. Bosnien und Herzegowina ist vermutlich der weltweit führende Staat in Bezug auf die Anzahl der Politiker pro Kopf der Bevölkerung ...
Das Eintauchen in die verschiedenen Welten ist jedenfalls gelungen: Ob das nun die Welten der Religionen waren, die beim Besuch von Moscheen und Klöstern erlebbar wurden, oder jene der Ethnizitäten, die man in der Altstadt sowohl im Café aufzuspüren kann als auch im top-chicken Modesalon, oder im Sarajevo Museum of Contemporary Arts die der Kulturen. Die junge Künstlerin Lejla Hodžić ließ bei einem persönlichen Gespräch einen tiefen Einblick in die Verwundungen der Seele zu. "Beeindruckend, bewegend!", so der einhellige Kommentar der TeilnehmerInnen.
Sarajevo erleben funktioniert nur, wenn man bereit ist, die Menschen zu verstehen. Ein schönes Resumeé für eine Reihe, die in Graz begann und mit dieser Reise am Balkan ein (vorläufiges) Ende fand.