Benzinpreis-Hoch gibt internationaler Konferenz in der Steiermark besondere Aktualität
Europa Forum 2021 global:local „Nachhaltigkeit als Voraussetzung für welt-weite Gerechtigkeit und Friede“
Graz (15.9.2005). – Der rasante Bezinpreis-Anstieg gibt dieser Tage einer internationalen Konferenz in der Steiermark hohe Aktualität. Unter dem Titel „Europa-Forum 2021 global:local“ arbeiten dort knapp 300 Experten an Strategien für globale und regionale Entwicklungen, die – wie etwa ein „Global Marshall Plan“ - auf eine nachhaltige Zukunftsentwicklung von Ökologie und Ökonomie als Voraussetzung für Wohlstand, Gerechtigkeit und Frieden abzielen. Das Symposium wurde unter der Schirmherrschaft von Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic in Kooperation vom Lebensressort (Landesrat Johann Seitinger) und dem Ressort Wirtschaft und Europa (Landesrat DDr. Gerald Schöpfer) des Landes Steiermark sowie dem Ökosozialen Forum Europa organisiert. Exkursionen führen zu Best-Practice-Beispielen aus der Steiermark, die im Rahmen des EU-Projektes „SMILE-COOP“ realisiert werden.
Wie können wir verantwortungsbewusst leben und arbeiten vor dem Hintergrund einer sich rapide verändernden Welt? Was sind die Leitplanken für das Handeln von Menschen, für die soziale Gerechtigkeit, ökologische Verträglichkeit und wirtschaftliche Vernunft nicht nur Schlagwörter, sondern Verpflichtung sind? Welche Rolle spielt die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung? Diese Fragen standen beim Europa Forum 2021 als Ausgangspunkt für hochinteressante Vorträge und angeregte Diskussionen im Raum.
Einen Schwerpunkt bildete der Global Marshall Plan, vertreten durch Prof. DDr. Franz Josef Radermacher und DI Dr. h. c. Josef Riegler: „Die Ökosoziale Marktwirtschaft kann genau das leisten, was wir brauchen, um eine Globalisierung der Wirtschaft unter fairen Bedingungen für alle Beteiligten möglich zu machen.“ „Wohlstand für alle“ war die „Zauberformel“ der Sozialen Marktwirtschaft. „Wohlstand für alle Menschen auf der Welt unter den Bedingungen der Nachhaltigkeit“ ist die Vision für eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. „Wir müssen aber immer deutlicher erkennen, das für eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung ein fairer globaler Ordnungsrahmen notwendig ist“, so Riegler.
Der Ansatz der Ökosozialen Marktwirtschaft kombiniert ein neues, institutionelles Design mit neuen Finanzierungsinstrumenten und Umsetzungsmethoden“, ergänzte Radermacher: „Erwartet wird einerseits eine Überwindung der Armut und ein Weltwirtschaftswunder, andererseits besteht die Hoffnung auf mehr Frieden und eine nachhaltige Entwicklung.“
Der Frage „Haben ländliche Regionen eine Zukunft?“ widmete sich Landesrat Johann Seitinger. „Mehr als 50 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher leben im ländlichen Raum. Wer hier über die Frage diskutiert, OB der ländliche Raum eine Zukunft hat, ignoriert nicht nur die Anliegen zumindest der Hälfte unserer Bevölkerung, in Wirklichkeit ist eine solche Diskussion zutiefst frivol“, so Seitinger.
Die Frage könne daher nur lauten: WIE kann die Zukunft des ländlichen Raums gesichert werden. Und der Landesrat warnt davor, den ländlichen Raum als „urbanes Hinterland“ zu verstehen. Es gehe darum, die eigenständige wirtschaftliche Lebensfähigkeit am Land - je nach Ausgangslage - herzustellen, zu erhalten oder weiter zu entwickeln. „Denn die Menschen werden nur dann im ländlichen Raum bleiben, wenn sie vor Ort Arbeit und Lebensqualität finden“, betont Seitinger. Und es gelte auch, die spezielle Identität des ländlichen Raums mit seinen Vereinen, seiner Volkskultur und seiner charakteristischen Lebensart durch Bürgerbeteiligung im Rahmen von Lokalen Agenda 21 Prozessen zu bewahren und fördern! „Politik für den ländlichen Raum ist kein Betätigungsfeld für folkloristische Romantik. Wer Schrebergärten im Sinn hat, wird eines Tages ganz allein in einem solchen übrig bleiben“, schließt Seitinger mahnend.
„Wer ins Auto steigt, verursacht Überschwemmungen und Waldbrände“, stellte Prof. Dr. Friedrich Schmidt-Bleek provokant in den Raum. Im Folgenden gab der Präsident des Faktor-10-Institutes in Carnoules, Frankreich, einige konkrete Tipps, was den der Bürger für die Zukunft tun könne, obwohl er betonte, dass es nur in begrenztem Umfange möglich sei, das nachhaltig Richtige tun, „weil unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer vergangenen Zeit angehören, weil die Preise nicht die ökologische Wahrheit sagen, und weil uns die notwendigen Informationen für nachhaltige Marktentscheidungen fehlen.“
Konkrete Ansatzpunkte aus der Praxis der Regionen liefert das EU-Projekt SMILE COOP, in unter Führung des Landes Steiermark und des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit weiteren Regionen Pilotprojekte verwirklicht werden. Die Steiermark ist so in den vergangenen Jahren von einer Randlage Europas ins Zentrum eines aktiven Zukunftsraumes gerückt. Zehn angrenzende europäische Regionen haben sich mit der Steiermark, dem Burgenland und Kärnten zur EU-Zukunftsregion „Alpe-Adria-Pannonia“ zusammengeschlossen und wollen sich gemeinsam zu einem pulsierenden Wirtschafts- und Kulturraum entwickeln.
Nähere Infos und Downloadmöglichkeit der Vorträge unter www.oele-stmk.at
Sandra Höbel / Johannes Steinbach