Regionale Zusammenarbeit: "Kritische Masse des Wissens" kann Globalisierung begegnen
Gruß der Nachbarn zum Europatag an der Universität Graz - Botschafter der Republik Kroatien Prof.Dr. Zoran Jašić
Europatag – Mittwoch, 19. Jänner 2005 – Karl-Franzens-Universität Graz
Gruß der Nachbarn
Prof. Dr. Zoran Jašić
Botschafter der Republik Kroatien in der Republik Österreich
Sehr geehrter Herr Rektor!
Meine sehr geehrte Damen und Herren!
Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich heute im Namen Kroatiens einen "Gruß der Nachbarn" an die Teilnehmer des Europatages richten darf.
Obwohl Kroatien mit Österreich keine geographische Grenze hat, fühlen wir uns – nicht nur wegen der gemeinsamen Geschichte – wie Nachbarn.
Nach der Erlangung der Selbstständigkeit im Jahr 1991 intensivierte Kroatien die Zusammenarbeit mit Österreich auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet. Österreich entdeckte zudem die Investitionschancen in Kroatien. Mit mehr als 2.3 Mrd. USD Investitionen in den vergangenen zehn Jahren ist Österreich der größte Auslandinvestor in Kroatien.
Mit mehr als 70 000 österreichischen Touristen im Jahr 2003 liegt Österreich auf dem fünften Platz in der Länderrangliste der ausländischen Touristen in Kroatien.
In Kroatien gibt es 200 Vertretungen österreichischer Unternehmen. Kürzlich ist ein steirisches Wirtschaftszentrum eröffnet worden. Wir erwarten, dass dieses Zentrum zur Erhönung der österreichischen Investitionen und dem Transfer von Knowhow beitragen wird, was besonders wichtig für die Entwicklung von kleineren und mittleren Unternehmen ist.
Die angeführten Indikatoren reflektieren im Großen und Ganzen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Kroatien.
Für eine zukünftige Zusammenarbeit Kroatiens mit Österreich, und insbesondere mit Steiermark, als Drehscheibe Europas, sollen wir den wichtigsten Merkmalen der Globalisierung Rechnung tragen.
Die Globalisierung ist ein vielfältiges, ein facettenreiches Phänomen unserer Zeit, für das es keine eindeutige Definition gibt. Heutzutage versteht man unter Globalisierung vor allem ökonomische Zusammenhänge, die sich in der immer größer werdenden Mobilität der Produktionsfaktoren reflektieren. Die Globalisierung ist also verbunden mit dem Austausch von Waren, Dienstleistungen und menschlichen Ideen zwischen Völkern und Ländern.
Dem ökonomischen Aspekt der Globalisierung wird dabei zweifellos die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Die Intensität der Verknüpfung verschiedener Sektoren der materiellen Produktion, des Dienstleistungsbereichs – insbesondere des Informationsaustauschs und der Bewegung von Kapitalströmen – wächst heute überproportional zu der ökonomischen Stärke eines einzelnen Staates.
Für kleine Länder wie Kroatien, die keine Trendsetter in der Weltwirtschat sind, besteht nur eine Möglichkeit den Herausforderungen der Globalisierung zu parieren, und zwar durch eine effiziente Ausbildung und Wissenschaft. Ich würde sagen, dass die Ausbildung als Prozess eines «lifelong learning» – im komplementären Zusammenhang mit der Wissenschaft verstanden werden soll, und damit einer der wichtigsten Cluster moderner Infrastruktur ist.
Die Qualität dieses Faktors spielt eine entscheidende Rolle in der Schaffung von «verwertbaren Wissen», wobei nicht mehr die Rohstoffe und Territorien entscheidend sind, sondern die Köpfe, Menschen, das Wissen, das Humankapital, wie Herr Prof. Manfred Prisching neulich, anlässlich der Konferenz «Land der Zukunft» in Graz, sagte.
Uns allen ist es bewusst, dass die «Schaffung des verwertbaren Wissens» von einer kritischen Masse der menschlichen Ressourcen und finanziellen Mitteln abhängig ist. Deswegen ist es nötig, im Zeitalter der Globalisierung eine kritische Masse zu schaffen. Die bisherige grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Mitteleuropa, sollte sich positiv auf Kroatien auswirken, wobei Ungarn, Slowenien, Italien und Österreich, als Mitglieder der Europäischen Union, eine wichtige Rolle spielen.
Ich möchte mehr von unseren Studenten und jungen Wissenschafter in Nachbarländer studierend und forschend sehen – dadurch akkumulieren sie nicht nur neues Wissen, sondern erleben Europa in all seiner Vielfalt.
Meine Damen und Herren,
mit diesem Wunsch möchte ich das heutige Europasymposium und Steiermark, als eine Drehscheibe im neuen Europa, beglückwünschen.