International Summer School in Seggau 2009
Politologe Thomas Meyer eröffnet mit einer Keynote zur europäischen Identität
Seggauberg (29.06.2009) - Auch heuer bietet die International Summer School in Seggauberg wieder Studierenden aus unterschiedlichsten Teilen Europas und der Welt die Möglichkeit, sich mit international renommierten Experten über die kulturellen, intellektuellen und historischen Dimensionen der Europäischen Integration auszutauschen. 77 junge Menschen aus insgesamt 24 Nationen - von Kanada bis Kasachstan, von Estland bis Nigeria - nehmen diesmal an dem 14-tägigen Seminar im atmosphärisch schönen Schloss Seggau teil. Eröffnet wurde die Vorlesungsreihe mit einer Keynote des deutschen Politologen und Chefredakteurs der „Frankfurter Hefte" Thomas Meyer, der über Vorbedingungen und Formen einer europäischen Identität referierte.
Die „International Summer School Seggau", entwickelt von der Karl-Franzens Universität Graz - Vizerektorat für Internationale Beziehungen und Frauenförderung, der Diözese Graz-Seckau und der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) und finanziell und inhaltlich unterstützt vom Land Steiermark/ „europe direct", stellt zum nunmehr vierten Mal die Rahmenbedingungen für einen Think-tank, in dem die führenden Köpfe von morgen auf den Gebieten der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion das Projekt Europa aus neuen Perspektiven kennenlernen und diskutieren. „Das Tolle daran ist, dass nicht nur zwischen uns Studenten der Gedankenaustausch auf einer Ebene stattfindet - wir können auch mit Professoren von internationalem Renommee auf Augehöhe diskutieren", zeigt sich ein Student aus Makedonien begeistert. Zusätzlich zu den persönlichen Erfahrungswerten können die Studenten bei der International Summer School auch ECTS-Punkte für ihr Studium sammeln - ein Erfolg auf voller Linie also.
In seinem Vortrag, der den Auftakt der heurigen Summer School markierte, stellte Thomas Meyer, der auch dem Lehrkörper der Akademie für Soziale Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung angehört, fest, dass es für ein europäisches Identitätsgefühl zweierlei brauche: Einerseits müsse sich jeder Einzelne bewusst werden, dass er Teil von gemeinsamen Gesetzesvorlagen ist - Meyer nennt dieses Regelwerk aus Richtlinien und Verordnungen das „Script". Noch wichtiger sei es aber, „sich von einer soziokulturellen Seite mit dem Projekt Europäische Union zu identifizieren" und, im Idealfall, sich daran emotional zu binden. Um das den Menschen vermitteln zu können, brauche es allerdings Politiker, die zu den von ihnen getroffenen Entscheidungen stehen anstatt sich bei nationalen Auftritten selbst zu verleugnen, um mit dem „Blame Game" („Die da oben in Brüssel") politisches Kleingeld zu machen. Grundsätzlich zieht der Politologe aber eine positive Bilanz über das Projekt Europa: „Es ist ein natürliches Phänomen, dass man hinter hochgesteckten Erwartungen zuweilen zurück bleibt. In Wahrheit hat die Europäische Union bislang vieles erreicht." Und auch bei einem Scheitern des Lissabonvertrages sieht er das Gemeinschaftsprojekt nicht gefährdet: „In dem Szenario ist es am wahrscheinlichsten, dass sich Europa mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten weiterentwickelt, so wie es auch jetzt schon zum Teil geschieht."
Text: =>Gernot Walter/ => "europe direct" Steiermark