Vom Ärger über die Marmelade-Diskutierer ...
... bis zur Vorfreude auf das "Erasmus-Studium"
Graz (3. Dezember 2010) - Europa ist spannend. Nicht nur jetzt, wo alles drunter und drüber zu gehen scheint. Nein. Europa ist Zukunft. "Und auf unsere Zukunft sind wir neugierig. Deshalb gehen wir sehr aktiv drauf los": Das bewiesen heute Mittag an die 20 Schülerinnen und Schüler der 6.a-Klasse des Bischöflichen Gymnasiums in einer sehr lebhaft geführten, interessanten Diskussion mit VertreterInnen des europe-direct-Netzwerkes Steiermark in Graz.
Dr. Heidi Zikulnig und Mag. Manuela Fuchs stellten die Europäische Union, deren Institutionen und die Änderungen durch den seit Dezember 2009 in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon vor. Interessiert verfolgten die Schüler die Ausführungen der beiden Mitarbeiterinnen der Europaabteilung des Landes Steiermark. Was ist und wer bildet die Europäische Kommission, wie funktioinieren deren Initiativen, die dann in "Gesetze" münden? Wie ist das mit dem Europäischen Parlament vernetzt und wie arbeiten dort die Steirerin Hella Ranner und der Steirer Jörg Leichtfried. Wie ist das mit dem Rat? Wo beraten die Staats-Chefs der 27 Mitgliedstaaten über die Vorschläge der Kommission?
Die Diskussion gestaltete sich sehr rege. Gescheite Fragen der Schüler machten deutlich, dass sie sich nicht zum ersten Mal mit der Europäischen Union beschäftigten. Das kam einem unausgesprochenen Kompliment für den Lehrer gleich. Der Gesprächsstoff wollte den Schülern nicht ausgehen - Professor Mag. Johann Suklje musste das vorbereitete Quiz mit in die Schule nehmen - die dafür vorgesehene Zeit hatte die Klasse nicht nur aufgebraucht, sondern weit überzogen. Macht nix, die nächste Unterrichtsstunde kommt bestimmt.
Viel Pro, kaum Contra
Lena ärgert sich darüber, dass "es immer noch Menschen gibt, die endlos über Marmelade streiten können." Viel wichtiger als diese Wortklauberei sei doch, dass die Europäische Union gelebte Solidarität unter den Staaten demonstriere. Das ist es doch, worauf es ankommt, verweist sie auf Griechenland und zeigt sich einer Meinung mit Florentina. Gregor sieht die größten Vorteile in der Reisefreiheit. "Der Schengenraum ist etwas wirklich Tolles." Weniger gefällt ihm die Diskussion um die Wirtschafts- und Finanzkrise - die sei eher in der medialen Gerüchteküche zubereitet worden, denn auf dem Parkett der Realität. "Wer hat denn schon was von dieser Krise gespürt", ist er sehr selbstbewusst. Ja, und der Gurkenunsinn ärgere ihn maßlos. Und außerdem: Warum dauern Beitrittsverhandlungen, etwa mit Kroatien, so lange? Und warum könne sich die Schweiz von der EU abschotten und sich nur die Rosinen aus dem Kuchen holen?? Fair sei das nicht ...
Sophie findet, dass die EU sehr viel investiert und dass das recht gut sei. Allerdings, zeigt sie sich skeptisch, müssten wir aber auch mehr Steuern zahlen.
Niko ist nicht ganz so überzeugt davon, dass die Richtigen zur Kasse gebeten werden, wenn es darum geht, Staaten vor dem Bankrott zu retten, wie das griechische Beispiel zeige. Das haben ganz andere verursacht, die sollten zahlen!
Fasziniert von der Möglichkeit ohne geographische oder auch rechtliche Grenzen EU-weit Wissen zu sammeln und neue Kulturen und Sprachen kennenzulernen, fokussierten die SchülerInnen auch darauf, welches Studium sie anstreben könnten, um künftig bei Europäischen Institutionen zu arbeiten.
Josef Bauer