Serbienabend auf Schloss Seggau
Bereits zum achten Mal findet 2013 die Graz International Summer School auf Schloss Seggau in Leibnitz statt, die von der Karl-Franzens-Universität Graz, der Diözese Graz-Seckau und der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen entwickelt und vom Land Steiermark/"europe direct" unterstützt wird.
100 Studierende aus 35 Nationen haben heuer wieder die Möglichkeit, mit Experten über die Europäische Integration zu diskutieren, unter dem Thema „Kollektive Identitäten: Nationalismus, Transnationalismus - Europa und darüber hinaus". Ganz im Zeichen Serbiens - dem EU-Informationsschwerpunkt des Landes Steiermark- stand am Mittwochabend im Schloss Seggau eine öffentliche Podiumsdiskussion unter dem Titel „Herausforderungen und Chancen in Bezug auf kollektive und individuelle Identitäten im Kontext des EU-Beitritts: Serbien als Fallstudie".
Nach einleitenden Worten der Landtagsabgeordneten Barbara Eibinger, die auf die wirtschaftlichen Chancen für die Steiermark hinwies, der Repräsentantin der Serbischen Botschaft, Nada Knezevic und dem Vizedirektor der Universität Novi Sad, Prof. Pavle Sekerus diskutierten - unter dem Vorsitz von Dr. Roberta Maierhofer von der Karl-Franzens-Universität Graz und Seoren Keil von der Canterbury Christ Church University - Prof. Ferdinand Angel, Dekan der Theologischen Fakultät in Graz, Christoph Czettl, Generaldirektor der GRAWE Serbien, sowie weitere Professoren und Studenten aus Serbien über wirtschaftliche, historische, politische, soziale und kulturelle Aspekte in Bezug auf den Integrationsprozess Serbiens in die EU. Im Fokus standen die maßgebenden Veränderungen Serbiens in den letzten 20 Jahren in Hinblick auf die Eingliederung eines einst isolierten Landes in Europa, die Entwicklung eines semiautoritären Systems zur Demokratie, sowie die geografischen Veränderungen durch die Entwicklung vom Teilstaat Jugoslawiens zu einem unabhängigen Staat. Auch wurde der Normalisierungsprozess mit dem Kosovo erörtert und Probleme wie Kriminalität und die hohe Arbeitslosenrate angesprochen. Die Studenten der Universität Novi Sad blicken der Eingliederung in die EU jedoch sehr optimistisch mit der Hoffnung entgegen, bald mehr Mobilität genießen zu können und erinnern sich an eine Zeit, in der sie vor der Botschaft „campieren" mussten, um zu einem Visum zu gelangen. Christoph Czettl von der GRAWE sprach von einer sehr positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes trotz kultureller und mentaler Kontraste und wies darauf hin, dass mehr Mobilität auch am Arbeitsmarkt hilfreich sei. Prof. Ferdinand Angel hielt ebenfalls fest, dass Serbien Differenzen aufweist, stellte jedoch klar: „Unterschiede, klar - aber das ist gut so!", denn dadurch könne man voneinander lernen. Serbien hat aufgrund seiner Geschichte, die durch viele Minderheiten geprägt ist, selbst viele Gesichter.
Durch die Integration in die EU soll nach dem Zerfall Jugoslawiens nicht mehr nur von einer serbischen, kroatischen oder bosnischen Identität gesprochen werden, sondern hofft man auch auf eine europäische Identität.