Bled Strategic Forum
Orientierung für Europa in einer „runaway world“ & Standortbestimmung für den Westbalkan
Bled (1./2. September 2025). Der Westbalkan stellt auch in der laufenden Legislaturperiode des Landes Steiermark einen wesentlichen Schwerpunkt in den steirischen Außenbeziehungen dar. Daher nahm das Außenbeziehungsfachteam des Referates Europa und Internationales, ganz im Sinne des Kompetenzausbaus und der Vernetzung, erstmals am Bled Strategic Forum, einer der größten europäischen Konferenzen mit Fokus auf den Westbalkan und Südosteuropa, teil.
Jubiläumsveranstaltung im Schatten einer disruptiven Welt

Unter dem Titel „A Runaway World" bot der Bleder See an den Ausläufern des slowenischen Triglav-Gebirges die ideale Kulisse für hochkarätige Podiumsdiskussionen u.a. mit europäischen Staats- und Regierungschefs sowie Spitzenvertreterinnen der Europäischen Union. Die mittlerweile 20. Ausgabe des Bled Strategic Forum stand unter dem Eindruck der Konflikte in und um Europa, allen voran in der Ukraine und Gaza, zu denen auch die EU-Außenbeauftragte und Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Kaja Kallas, Stellung bezog.
An Tag 2 des Forums betonten die Staatschefs von Estland (Alar Karis), Tschechien (Petr Pavel), Montenegro (Jakov Milatović) sowie des Gastgeberlandes Slowenien (Nataša Pirc Musar) die Notwendigkeit, Europas Verteidigungsfähigkeit auszubauen. Dies sei nicht nur wesentlich, um als authentischer globaler Player in künftigen Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen mit Blick auf die Ukraine aktiv mitwirken zu können, sondern auch, um als weltweit größter Wirtschaftsraum aus dem Schatten des bisherigen militärischen Schutzschirms der Vereinigten Staaten heraustreten zu können.
Westbalkan: Selbstbewusste Beitrittskandidaten fordern eine selbstbewusstere Union

Gerade die hochrangigen Vertreter der aussichtsreichen EU-Beitrittskandidatenländer aus dem Westbalkan, Montenegro und Albanien, ermutigten die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zu mehr Selbstvertrauen und einem stärkeren Selbstbewusstsein. Schließlich sei die Gemeinschaft aus deren Sicht doch der „beste Platz zum Leben" überhaupt. Die Ministerpräsidenten von Albanien, Edi Rama, und Montenegro, Milojko Spajić, bekräftigten im Rahmen der Eröffnungsdiskussion u.a. mit den Premierministern der EU-Mitgliedstaaten Slowenien und Kroatien, Robert Golob und Andrej Plenković, und EU-Erweiterungskommissarin Marta Kos ihr uneingeschränktes Bemühen um einen ehestmöglichen Beitritt ihrer Länder zur Union.
Rama, langjähriger Gast in Bled, wünschte sich im Beitrittsprozess zwar eine baldige „Eheschließung" seines Landes mit der Europäischen Union und erhoffte sich augenzwinkernd einen marriage-based approach, ist sich aber der Reformschritte etwa bei Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung bewusst, die Albanien noch setzen muss, um sich seine bis 2030 angestrebte Mitgliedschaft im Sinne des merit-based approach zu verdienen.
Milojko Spajić, 37-jähriger Mitbegründer der proeuropäischen Partei „Europa jetzt!" (Evropa sad!) und seit zwei Jahren montenegrinischer Ministerpräsident, warb ebenso für einen baldigen Eintritt seines Landes in die Europäische Union - schließlich sei das multiethnische Montenegro mit seinen rund 600.000 Einwohnern eine „EU im Kleinen". Spajić, der sechs Sprachen spricht und an internationalen Hochschulen wie der Universität Osaka oder der HEC Paris studiert hat, verkörpert einen neuen Politikertypus am Balkan, der aufgrund seiner mehrjährigen Berufserfahrung in Tokio und Singapur um den globalen Wettbewerb weiß, in dem sich Europa befindet. Umso wichtiger sei es aus seiner Sicht, sowohl innerhalb der EU als auch in den Westbalkanländern - insbesondere in deren Beitrittsbemühungen - geeint aufzutreten und sich jenen großen Zukunftsthemen, etwa Digitalisierung und KI, zu stellen, die sich andere Regionen der Welt bereits zu eigen gemacht haben.
Bled als Netzwerk-Biotop für den steirischen Westbalkanschwerpunkt

Abseits der ebenso informativen wie offen geführten Podiumsdiskussionen nutzte das Außenbeziehungsfachteam des Referates Europa und Internationales die Anwesenheitsdichte hochrangiger diplomatischer Vertreter, um sein Netzwerk in eigener Sache zu erweitern. Mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft in Ljubljana konnten auch zwei offizielle Gespräche mit Herrn Llesh Kola, dem Gesandten der Albanischen Botschaft in Slowenien, sowie dem mazedonischen Botschafter in Slowenien, Herrn Goran Milevski, geführt und Anknüpfungspunkte für die künftige Zusammenarbeit mit der Steiermark identifiziert werden. Die Steiermark unterhält seit Oktober 2023 eine Partnerschaft mit der Republik Nordmazedonien, eine weitere Partnerschaft mit dem albanischen Kreis Shkodra ist derzeit in Vorbereitung.