Bildungsförderung durch die EU
Der Zugang zu Bildung ist ein wesentlicher Schlüssel zur Bekämpfung von Armut. Die Bildungsoffensive der Europäischen Union zielt unter anderem darauf ab, den Zugang zu Bildung auch für jene zu öffnen bzw. zu erleichtern, die bislang nur unüberwindliche Barrieren vorfanden. Weiters will die EU die Aneignung von Bildung in einem lebenslangen Prozess ermöglichen.
Der Austausch von Wissen und Erfahrung und die Kooperation von Bildungs- und Forschungsinstitutionen über alle Grenzen hinweg dienen dem Zusammenwachsen Europas, bringen einen regionalen Ausgleich mit sich und fördern die Entwicklung der Europa-Dimension im gesamten Bildungswesen.
Ziele der Gemeinschaftstätigkeit sind unter anderem
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Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen
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Förderung der Mobilität von Lernenden und Lehrenden, u.a. durch die Förderung der internationalen Anerkennung von Qualifikationen
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Entwicklung der europäischen Dimension im Bildungswesen, insbesondere durch Erlernen und Verbreitung der Sprachen der Mitgliedstaaten
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Ausbau des Informations- und Erfahrungsaustauschs über die nationalen Bildungssysteme
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Erleichterung der Anpassung an die industriellen und technologischen Wandlungsprozesse
Um diese Ziele zu erreichen, wurden Förderprogramme entwickelt und budgetiert, die bestimmten Zielgruppen zur Verfügung stehen. Das lebenslange Lernen und der Zugang Aller zu Bildung sowie zu anerkannten Qualifikationen und Kompetenzen stehen im Zentrum des „integrierten Aktionsprogramms (ILL)". Es soll dazu beizutragen, dass sich die Europäische Union zu einer fortschrittlichen Wissensgesellschaft entwickelt, indem es zu einer Verbesserung von Qualität, Attraktivität und Zugänglichkeit der in den Mitgliedstaaten verfügbaren Angebote für lebenslanges Lernen beiträgt und Menschen aller Altersgruppen einbezieht.
Lebenslanges Lernen
" Lebenslanges Lernen (LL)" (Laufzeit 2007- 2013) ist der Nachfolger des SOKRATES-Programmes und ist das aktuelle Aktionsprogramm der Europäischen Union im Bereich der allgemeinen Bildung. Es handelt sich um ein großes Programm mit vielen Aktivitätsbereichen und Unterprogrammen - von der Schulbildung über Hochschulbildung zur Erwachsenenbildung und weiter zur Entwicklung innovativer Lehrmethoden und Konzepte. LL finanziert dabei Auslandsaufenthalte von Studenten, Schülern, Lehrern und Mitarbeitern von Bildungseinrichtungen ebenso wie Projekte zur Entwicklung von Konzepten und Materialien, sowie Netzwerke zur Verbreitung bewährter Praxis. Projektpartnerschaften mit Einrichtungen aus anderen europäischen Ländern sind Bestandteil fast aller Aktionen. Das Programm ist mit einem Gesamtbudget von 7 Mrd. Euro dotiert.
1. Comenius (Schulbildung)
Die Maßnahmen von Comenius zielen darauf ab, bei jungen Menschen und Lehrkräften das Wissen und das Verständnis für die Vielfalt der europäischen Kulturen, Sprachen und Werte zu fördern. Darüber hinaus unterstützen sie junge Menschen beim Erwerb der grundlegenden Fertigkeiten und Kompetenzen für das Leben und ihre persönliche Entwicklung, ihre künftigen Beschäftigungsaussichten und für ein zivilgesellschaftliches Engagement. Das Programm Comenius richtet sich an Kindergärten, Vorschulen und Schulen bis einschließlich Sekundarbereich II sowie an die Einrichtungen und Organisationen, die entsprechende Bildungsgänge anbieten.
Es verfolgt zwei spezifische Ziele:
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Entwicklung von Verständnis und Wertschätzung für die Vielfalt der europäischen Kulturen bei jungen Menschen und deren Bildungspersonal;
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Unterstützung junger Menschen beim Erwerb grundlegender Fertigkeiten und Kompetenzen, die sie für ihre persönliche Entfaltung, gute Beschäftigungschancen und aktiven europäischen Bürgersinn benötigen.
2. Erasmus (Hochschulmobilität)
Leitgedanke des Programms war es, die Mobilität der Studierenden an europäischen Hochschulen zu erhöhen. Das heißt zu ermöglichen, dass die Studenten im europäischen Ausland studieren können und im Gastland erbrachte Studienleistungen an der Heimathochschule anerkannt werden. Das betrifft die formale Hochschulbildung und die auf der tertiären Ebene angesiedelte allgemeine und berufliche Bildung, unabhängig von der Länge des Bildungsgangs und einschließlich Promotionsstudien.
Es verfolgt zwei spezifische Ziele:
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Unterstützung der Verwirklichung eines europäischen Hochschulraums;
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Stärkung des Beitrags der Hochschulbildung und der auf der tertiären Ebene angesiedelten Berufsbildung zum Innovationsprozess.
3. Leonardo da Vinci (Berufsbildung)
Das Programm „Leonardo da Vinci" fördert Mobilitäts- und Innovationsprojekte in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Einzelpersonen machen ein Praktikum oder absolvieren einen Aufenthalt im Ausland - und erweitern so ihr Wissen, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten. Europaweite Kooperationsprojekte zwischen Einrichtungen und Inter-essensgruppen der beruflichen Bildung leisten einen Beitrag zu mehr Qualität, Attrak-tivität und Innovation in den europäischen Berufsbildungssystemen und -praktiken.
Seine spezifischen Ziele sind:
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Unterstützung der Teilnehmer von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen beim Erwerb und beim Einsatz von Wissen, Fähigkeiten und Qualifikationen, um ihre persönliche Entwicklung, ihre Beschäftigungsfähigkeit und ihre Teilnahme am europäischen Arbeitsmarkt zu fördern;
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Verbesserungen bei Qualität und Innovation;
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Erhöhung der Attraktivität von beruflicher Aus- und Weiterbildung und von Mobilität.
4. Grundtvig (Erwachsenenbildung)
Grundtvig fördert Lernende, Lehrende und Organisationen in der Erwachsenenbildung. Das Programm unterstützt dabei neue Wege der Zusammenarbeit in Europa. Personen in der Erwachsenenbildung bekommen durch Auslandsaufenthalte und Projekte neue Kompetenzen und Fähigkeiten - für Beruf und persönliche Entwicklung.
Die Programmziele sind:
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Bewältigung der durch die Alterung der europäischen Bevölkerung entstehenden Herausforderungen im Bildungsbereich;
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Bereitstellung von alternativen Möglichkeiten für Erwachsene, ihr Wissen und ihre Kompetenzen auszubauen.
5. Querschnittsprogramm
Das Querschnittsprogramm ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bildungssektoren. Es setzt thematische Schwerpunkte in der Bildungsförderung und vertieft die Umsetzung EU-politischer Bildungsziele
Es umfasst vier Schwerpunktaktivitäten im Bereich des lebenslangen Lernens:
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politische Zusammenarbeit und Innovation;
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Förderung des Sprachenlernens;
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Entwicklung von innovativen IKT-gestützten Inhalten, Diensten, pädagogischen Ansätzen und Verfahren;
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Verbreitung und Nutzung der Ergebnisse von Maßnahmen dieses Programms oder vorangegangener Programme sowie Austausch vorbildlicher Verfahren.
Seine spezifischen Ziele sind: -
Förderung der europäischen Zusammenarbeit in Bereichen, die unter mindestens zwei sektorale Programme fallen;
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Förderung von Qualität und Transparenz der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung in den Mitgliedstaaten.
6. Programm Jean Monnet
Das Programm Jean Monnet befasst sich speziell mit Fragen der europäischen Integration im Hochschulbereich sowie mit der Förderung von Einrichtungen und Vereinigungen, die auf europäischer Ebene im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung tätig sind.
Das Programm umfasst drei Schwerpunktaktivitäten:
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die „Aktion Jean Monnet", an der auch Einrichtungen aus Drittländern teilnehmen können und für die mindestens 16 Prozent der Haushaltsmittel dieses Programms vorgesehen sind;
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Betriebskostenzuschüsse für bestimmte Einrichtungen, die Ziele von europäischem Interesse verfolgen. Diese Einrichtungen sind das Europakolleg, das Europäische Hochschulinstitut in Florenz, das Europäische Institut für öffentliche Verwaltung (EIPA) in Maastricht, die Europäische Rechtsakademie (ERA) in Trier, die Europäische Agentur für Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung in Middelfart (DK) und das Internationale Zentrum für europäische Bildung (CIFE) in Nizza. Für diese Zuschüsse werden mindestens 65 Prozent der Mittel bereitgestellt;
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Betriebskostenzuschüsse zur Unterstützung anderer europäischer Einrichtungen und Vereinigungen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung, für die mindestens 19 Prozent der Mittel bestimmt sind.
Die spezifischen Ziele des Programms sind:
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Anregen von Lehrangeboten, Forschungsvorhaben und Studien mit Bezug zur europäischen Integration;
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Unterstützung eines angemessenen Spektrums von Einrichtungen und Vereinigungen, die sich mit Fragen der europäischen Integration und der allgemeinen und beruflichen Bildung aus einer europäischen Perspektive befassen.
Jugend in Aktion
Das Programm „ Jugend in Aktion" richtet sich an alle Jugendlichen für Auslandsaufenthalte, Projektarbeiten und Freiwilligendienste außerhalb des allgemeinen Unterrichtswesens oder der beruflichen Bildung. Es spricht auch Mitarbeiter von im Jugendbereich tätigen Organisationen und Einrichtungen an. Das Programm soll Jugendlichen neue Möglichkeiten eröffnen, Europa zu entdecken und als aktive Staatsbürger selbst zu dessen Aufbau beizutragen. Gefördert werden daher verschiedenartigste thematische Projekte von Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Ländern. Besonderes Augenmerk gilt der Einbeziehung benachteiligter Menschen, wie zum Beispiel Arbeitslosen.
ALLGEMEINE ZIELE DES PROGRAMMS:
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den Bürgersinn junger Menschen zu fördern, insbesondere ihren europäischen Bürgersinn;
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Solidarität und Toleranz unter jungen Menschen zu entwickeln und zu fördern, insbesondere um den sozialen Zusammenhalt der EU zu stärken;
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das gegenseitige Verständnis zwischen jungen Menschen aus verschiedenen Ländern zu fördern;
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einen Beitrag zu leisten, die Qualität der Systeme zur Unterstützung der Aktivitäten junger Menschen und der Kompetenzen der Organisationen der Zivilgesellschaft im Jugendbereich zu stärken;
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die europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich zu fördern.
Das Aktionsprogramm Jugend in Aktion gliedert sich in fünf neue Aktionsbereiche:
1. JUGEND FÜR EUROPA
1.1 Jugendbegegnungen
Bietet eine Möglichkeit für Jugendliche zwischen 13 und 25 Jahren zur Begegnung auf interkultureller Basis innerhalb der Programmländer. Vorrang haben dabei multilaterale Projekte (mind. drei Länder).
1.2 Jugendinitiativen
Hier werden Projekte von Jugendlichen finanziell unterstützt, die von ihnen selbst erdacht und durchgeführt werden. Für alle zwischen 18-30 Jahren. Es gibt dabei die Möglichkeit von nationalen und grenzüberschreitenden Jugendinitiativen.
1.3 Projekte der partizipativen Demokratie für junge Menschen
Im Rahmen dieser Maßnahme wird die Beteiligung junger Menschen am demokratischen Leben unterstützt. Die Projekte und Aktivitäten zielen darauf ab, die aktive Teilnahme junger Menschen am Leben der jeweiligen lokalen, regionalen oder nationalen Gemeinschaft oder auf internationaler Ebene zu fördern. Die Maßnahme richtet sich grundsätzlich an junge Menschen zwischen 13 und 30 Jahren. Die Aktivitäten oder Projekte basieren auf transnationalen Partnerschaften, die Ideen, Erfahrungen und vorbildliche Verfahren lokaler oder regionaler Aktivitäten oder Projekte zur besseren Beteiligung junger Menschen auf den verschiedenen Ebenen zusammen-führen sollen. Im Rahmen dieser Aktivitäten können Konsultationen junger Menschen über ihre Bedürfnisse und Wünsche organisiert werden, um neue Konzepte für ihre aktive Teilnahme an einem demokratischen Europa zu entwickeln.
2. EUROPÄISCHER FREIWILLIGENDIENST
Diese Aktion richtet sich an Jugendliche zwischen 18 und 30, die für 6 bis 12 Monate in Programmländern/Partnerländern an einem gemeinnützigen Projekt im Sozial- / Umweltschutz-/Kultur- oder Kunstbereich mitarbeiten möchten.
3. JUGEND IN DER WELT
Hier werden alle Projekte (Schwerpunkte sind Jugendbegegnungen und Trainingsmaßnahmen) mit Partnerländern und anderen Regionen weltweit unterstützt.
4. AUSBILDUNG UND VERNETZUNG IM JUGENDBEREICH / TRAININGS
Durch diese Aktion können all jene gefördert werden, die am Jugendbereich interessiert bzw. beteiligt sind. Das reicht von der Vorbereitung, Entwicklung und Initiativen im Rahmen der Aktionslinien 1-5 bis zur Teilnahme an europäischen Seminaren, Trainingskursen und kurzen Studienaufenthalten.
5. UNTERSTÜTZUNG DER EUROPÄISCHEN ZUSAMMENARBEIT IM JUGENDBEREICH
Ziel dieser Aktion ist die Organisation eines strukturierten Dialogs zwischen den Akteuren des Jugendbereichs, insbesondere zwischen den jungen Menschen selbst, den Fachkräften und den politisch Verantwortlichen. Die politische Zusammenarbeit im Jugendbereich wird ebenso gefördert wie der Aufbau von Netzwerken, die für ein besseres Verständnis der jungen Menschen erforderlich sind.
Tempus
Mit Tempus werden zwei Arten von Aktionen gefördert:
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Gemeinsame Projekte: Partnerschaften zwischen Hochschuleinrichtungen in der EU und den Partnerländern. Sie können neue Lehrpläne, Lehrmethoden oder -materialien entwickeln, überarbeiten und verbreiten, eine Kultur der Qualitätssicherung stärken und die Strukturen für die Verwaltung von Hochschuleinrichtungen modernisieren.
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Strukturelle Maßnahmen: Entwicklung und Reform von Hochschuleinrichtungen und -systemen in Partnerländern, Steigerung ihrer Qualität und Relevanz sowie ihrer Konvergenz mit EU-Entwicklungen.
Partnerschaften werden durch Konsortien von Organisationen gebildet, denen Hochschuleinrichtungen, Unternehmen, Ministerien, NRO sowie andere im Hochschulbereich tätige Organisationen sowohl aus der EU als auch aus Partnerländern angehören.